Der ClubbingClassic Talk

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Einige Teammitglieder bei der Vorbereitung der Talkveranstaltung

Bach im Club – das klassische Missverständnis? Klassik und Chillen geht das überhaupt? Warum soll Clubmusik nur was für Junge sein? Nutzte Bach nicht auch den Groove? Wann und wie prägt sich unser Musikgeschmack? Ist E-Musik ‚intellektueller‘ und U-Musik ‚einfacher‘? Klassik trifft Club – nicht nur musikalisch bot die ClubbingClassic Auftaktveranstaltung ein Kontrastprogramm.

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Diskutiert wurde über das klassische Missverständnis mit Peter Landmann (Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport),Mihkel Kütson (Generalmusikdirektor, Niederrheinische Sinfoniker),Philipp Maiburg (Künstlerischer Leiter Open Source Festival), Ulla Heinrich (Kulturmanagerin HORST Festival), Korbinian Groll (Musiker und Künstlervertreter Geist Agency) und Prof. Dr. Dr.Volker Kalisch (Musikwissenschaftler Robert Schumann Hochschule).

Die folgenden Filme wurden von den Teammitgliedern während ihrer vorbereitenden Interviews mit den Talkgästen für die Talkrunde produziert.

Als Musikwissenschaftler hält Professor Dr. Dr. Kalisch von der Robert Schumann  Hochschule in Düsseldorf das Thema des ClubbingClassic Talks für einen Volltreffer, denn niemand hätte sich so gegen die Vereinnahmung durch die Klassik bzw. der Klassizität gewehrt wie Bach selbst.

Auch Philipp Maiburg, der Organisator und musikalischer Leiter des Open Source, kennt das musikalische „Schubladendenken“ zu gut und würde gerne aus U- und E-Musik die Ü-Musik kreieren.

Die Barriere bei der klassischen Musik hat sehr viel mit Ritualen und Formaten zu tun, dieser Meinung ist auch Peter Landmann, der als Ministerialdirigent im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport Konzepte wie „Jedem Kind ein Instrument“ auf den Weg gebracht hat.

Dass es einen Generalmusikdirektor wie Mihkel Kütson nicht stören würde, wenn Konzertbesucher zwischen den Sätzen klatschen, zeigt seine Offenheit im Umgang mit den Ritualen der klassischen Musik. Er ist der Meinung, dass jüngere Leute heute in der Prägungsphase nicht mehr ausreichend mit Musik in Berührung kommen.

Der Wahlberliner Korbinian Groll ist in Mönchengladbach mit klassischer Musik aufgewachsen, arbeitet unter anderem als DJ und sorgt auch beim ClubbingClassic Talk für den musikalischen Rahmen. Er sieht zum Beispiel in der visuellen Vermittlung klassischer Veranstaltungen ein Hauptproblem, warum Jugendliche diese immer weniger besuchen.

Für Ulla Heinrich, der Kulturmanagerin und Mitbegründerin des HORST Festival in Mönchengladbach, ist Musik immer auch ein Treffpunkt, eine Möglichkeit der Kommunikation. Ihrer Meinung nach braucht man den Zugang zur Musik über die Genussebene.

Der Clubbing Classic Talk am 21. November im Roten Krokodil war die erste von mehreren KickOff-Veranstaltung zum ClubbingClassic Musikfestival, das sowohl klassische Konzertbesucher als auch Clubgänger auf unterschiedliche musikalische Welten neugierig machen soll.

Dass sich dabei ein Klassikliebhaber eher auf Neues einlässt, wenn er von künstlerischen und musikalischen Leitern oder Musikern und Musikwissenschaftler die Zeitlosigkeit klassischer und elektronischer Musik erklärt bekommt, war der Grund, einen Talkabend für die erste Veranstaltung zu wählen. Man konnte den konzentrierten Zuhörern, die einem fast zweistündige Talk aufmerksam verfolgten, ansehen, dass dies die richtige Entscheidung für die Auftaktveranstaltung war. Das loungartigen Clubambiente, das das ClubbingClassic Technik- und Bühnenteam auf und vor der Bühne geschaffen hatten, schaffte die entsprechende entspannte Atmosphäre.

Die Auswahl der Talkgäste konnte unterschiedlicher und spannender nicht sein. Jeder Talkgast überzeugte durch die Einblicke in seine verschiedenen musikalischen Hintergründe und Welten. Im Austausch von Erfahrungen in musikalischen und kulturellen Bereichen aber auch in der Veränderung der Musikvermittlung konnte das Publikum erfahren, dass es ganz neue Strömungen gibt und sich das Konzertwesen gerade in einem großen Umbruch befindet. Es wurde auch deutlich, dass es keine „Gräben“ in der Musik gibt und sich jeder auf jede Art von Musik einlassen und Neues für sich entdecken kann, wenn er es nur zulässt.

Moderiert wurde der Abend von Astrid Linn und Laura Iglesias aus dem jungen Organisationsteam, die sich gekonnt auch die unterschiedlichen Gesprächspartner einließ und für ihre Generation auch neue Zusammenhänge ans Licht bringen konnte.

Dass Clubmusik auch chillig sein kann, war sicher die praktische Erfahrung, die die Zuhörer ‚live‘ mit nach Hause nehmen konnten. Sicher haben die Beiträge der kompetenten Gesprächspartner und die Musik von Korbinian Groll mit einigen Klichées und Vorurteilen an diesem Abend aufräumen können.

Die ganze Veranstaltung konnte so gut gelingen, weil vor allem das junge Team hinter den Kulissen in der Vorbereitung und Umsetzung bestens koordiniert war. Was die Jugendlichen nach vielen Workshops und Arbeitstreffen gelernt haben, konnte man am professionellen Marketing, der Zusammenarbeit mit Sponsoren, den überzeugenden Vorinterviews und Einspielvideos sowie der Veranstaltungsdurchführung sehen.

Es war nicht nur eine gelungene Generalprobe für den Festivalabend sondern auch für die nächsten KickOff Veranstaltungen, die jetzt das jüngere Publikum in den Fokus nehmen. Wie das von ‚Bach im Club‘ überzeugt werden kann, ist für das junge Marketing-Team sicher eine leichtere Aufgabe.