Vom Sinfoniekonzert in der Kranhalle bis zur Kammermusik auf dem höchsten Dach der Stadt. Über 1200 Musikbegeisterte ließen sich ein Wochenende lang beim ‚Musik im Haus’- Festival auf ungewöhnliche Konzerte und Orte in Mönchengladbach ein.
Der Mönchengladbacher Verein der Freunde und Förderer der Musik e.V. hat 2006 die traditionellen Hauskonzerte wiederbelebt und daraus die beliebte Musikreihe für die Musikbegeisterten nicht nur in der Vitus-Stadt entwickelt, das alle zwei Jahre an einem verlängerten Wochenende stattfindet.
Auch in diesem Jahr waren die Wohnzimmer, Büros und Produktionsräume wieder für jeden geöffnet. Allein 17 exklusive Live-Konzerte konnte man besuchen. Fast alle waren bis auf den letzten Platz besetzt und haben Musiker und Besucher gleichermaßen begeistert. Hier ein Rückblick auf einige der stattgefunden Konzerten ein herzliches Dankeschön an alle diesjährigen Gastgeber, Gäste, Musiker und sonstigen Musikbegeisterten:
So stellt das Trio Wildes Holz beim Eröffnungskonzert mit ihrerem „Blockflötenkonzert“ in der Deutschen Bank die Kundenhalle auf den Kopf. Denn das Trio weiß, wie man Gitarre, Kontrabass und Blockflöte zu einem musikalischen Holzinferno verarbeitet. Wie angekündigt waren ihr Sound und ihre Moderation umwerfend ironisch – ein „Blockflötenkonzert“ wie man es sich in den kühnsten Träumen nicht vorstellen kann und das einfach jeden mitgerissen hat, vom Jazzfan bis zum Klassikfreund.Mit Liedern und Arien unterschiedlicher Epochen fühlten sich die Zuhörer am ersten Festivaltag im privaten Wohnzimmer der Familie Lorenz auf wundervolle Weise in die Tradition alter Hauskonzerte versetzt. Die drei Preisträgerinnen des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ aus der Gesangsklasse von Klaus Paulsen brachten im vollbesetzten Wohnzimmer der Familie Lorenz u.a. Werke von Vivaldi, Brahms, Vaughan Williams und Blömer zu Gehör.Das Architekturbüro Grosch Rütters begrüßte zusammen mit seinen Gästen das bekannte Gitarrenduo Alvorada. Sie beeindruckten mit Eigenkompositionen, die von unterschiedlichen musikalischen Traditionen wie Bossa Nova, Jazz, Flamenco oder „Klassischer“ Gitarre inspiriert waren. Die Gastgeber freuten sich sehr, das Gitarrenduo, das weit über die heimatlichen Gefilde des Niederrheins bekannt ist und oft zu Gast bei diversen Radiosendern und im Fernsehen ist, live erleben zu dürfen.
Musik jenseits des Mainstream-Repertoires vieler Klavierjazz-Trios konnte der Zuhörer auch exklusiv mit dem bekannten Marcus Schinkel Trio in der Gladbacher Bank in Korschenbroich erleben. Das Schinkel Trio zeigte ganz eigene, musikalische Wege und bewegte sich meisterhaft zwischen den Genres Jazz, Klassik und Rock. Schinkel gelang mit dem aktuellen „Crossover Beethoven“ Programm ein Spagat über Epochen. Er nahm die Zuhörer mit auf eine Reise zwischen Klassik und Moderne.40 Gäste ergatterten einen Platz im Wohnzimmer von Annette Kerkes-Grade, um die beiden Musiker mit Akkordeon und Gitarre vom Duo Accordarra hautnah erleben zu können. Mit eigenen Arrangements tauchte das Duo in ein Programm mit südländisch anmutenden Musikstücken ein. Mit „Mas alla del Sueño“ nahmen sie ihr Publikum für einen Abend mit in ihre Träume.
Bei den Sanitärprofis der Ludwig Steup GmbH verwandelten die Lex Eazy & The Mambo Club mit ihrer Musik einen Seminarraum in einen Jazzclub der 50er Jahre. Vibraphon, Piano, Kontrabass und Percussion stimmten das Publikum in die Latin Jazz Szene der 50er und 60er Jahre ein und brachten mit Mambos, ChaChas und Bossas die Unternehmensräume zu ‚Swingen’.Delikat war auch das Wohnzimmerkonzert bei der Familie Clauss. Zuhörer aller Altersklassen rückten im Wohnzimmer zusammen und lauschten dem musikalischen Vortrag von Cellicatessen. Die Cellistin Annemieke Schwarzenegger und der Pianist Bernhard Bücker schlugen den Bogen über 250 Jahre Kammermusik und nahmen die Zuhörer mit auf eine Entdeckungsreise durch die stilistische Vielfalt klassischer Musik: Von prachtvoller Barockmusik bis zu südamerikanischem Klangzauber.Am Samstag wurden in der KORN VITUS Fachanwaltskanzlei der Ernst des Lebens aus einer ganz anderen Perspektive begutachtet. Mit Chansons und Begebenheiten aus dem Leben unterhielt das Duo Albrecht Koch & Anna Lindblom ihr Publikum auf köstliche Weise, oft so übertrieben und abstrus, dass man sich entweder vor Lachen nicht halten konnte oder regen Diskussionsstoff für die Zeit nach dem Konzert übrig hatte.Mitreißend und vielschichtig präsentiert das Duo „Che Tango & Friends“ sein Programm aus Tangos, Milongas, Chansons und Walzern im Wohnzimmer der Familie Kleeschulte. Die ungewöhnliche Besetzung: Akkordeon und Violoncello verlieh der Musik ein neues Gesicht. Mal turbulent, mal sinnlich, gab das Duo den Emotionen der Zuhörer einen Raum aus Klang.
Schon oft wuchs die Musikreihe über sich hinaus, aber das Konzert mit dem Kölner ALINDE QUARTETT fand tatsächlich auf dem höchsten Dach der Stadt statt. Dr. Elmar Jordan von Jordan Capital begrüßte am Samstagabend seine Gäste ganz klassisch über den Wolken und ließ die Zuhörer mit der Musik über Mönchengladbach schweben. Seit sieben Jahren probt, konzertiert, reist das mit internationalen Preisen ausgezeichnete Alinde Quartett von Köln aus durch die Welt und fühlte sich auch sichtlich wohl in Mönchengladbach.
In der großen Produktionshalle für elektrische Industrieanlagen von Hepp-Schwamborn wurde am Samstag Abend Platz gemacht für 40 Musikerinnen und Musiker des Sinfonieorchesters Opus 125 Sinfonieorchesters und fast 300 Gästen. Heiße Rhythmen und glühende Melodien luden die Fertigungshalle des Energieprofis so richtig auf und tauchen sie in südliche Klänge voll Emotion und Leidenschaft. Nichts wurde ausgelassen: Von der populären Carmen-Suite von Georges Bizet bis zu Astor Piazzollas hochvirtuose Sätze aus den „Vier Jahreszeiten“, die vom Solisten Emir Imerov, Stimmführer der Niederrheinischen Sinfoniker, beeindruckend dargeboten wurden. Das Orchester Opus 125 unter der Leitung von Michael Mengen verschmolz mit hinreißendem Schwung und feuriger Begeisterung an einem einzigartigen Aufführungsort. Dafür gab es Standing Ovations sowohl für die Musiker, den Gastgeber und die Organsiatoren des Vereins der Freunde und Förderer der Musik.Mit atemberaubender Musikalität und Perfektion zog auch das Duo Kravets-Kassung ihre Zuhörer in der Antwaltskanzlei Gilliand & Collegen im Nordpark in den Bann. Mit Violoncello und Gitarre kombinierte das Duo klassische Lieder von Brahms und Schubert, Jazz-Songs von George Gershwin und Ella Fitzgerald, spanische Canciones von Manuel de Falla, russische Romanzen von Michail Glinka und Tangoballaden von Astor Piazzolla.
Eine Kombination, so traditionell wie schön, ist das Duo Gitarre und Gesang. Perfekt genießen konnte man dies in den Räumen des Künstlerehepaares Margot von Contzen und Ingo Wegerl. Tossia Corman und Philipp van Endert spielten Lieblingslieder, mal zum Wiedererkennen, mal zum Neu-Entdecken, zum Spontan-Verlieben und zum Einfach-Schön-Finden. In den Stücken verwob sich die Klangästhetik des Jazz mit klassischen Singer-/Songwriter-Texten. Die Zuhörer waren begeistert.Ein Hauch von Melancholie, durchzogen von Nachdenklichkeit und stillen Tönen, aber auch die pulsierende Glut mitreißender Lebenslust berührten die Herzen und Sinne beim sonntäglichen Konzert mit dem „bernstheyn trio“ im Wohnzimmer bei Familie Zimmermanns. Mit jiddischer Musik und Gedichten und auch Texten von Hans Dieter Hüsch traf das Trio in jeglicher Hinsicht den richtigen Ton beim Publikum und den charmanten Gastgebern.Dem Duo Navarre Farina gelang in der wundervollen Kombination von Flöte und Harfe ein bezauberndes Konzert in dem Wohnzimmer bei Schmid und Stephan in Voosen. Neben dem klassischen Repertoire mit virtuosen Fantasien von Gabriel Fauré, Louis Spohr und Nino Rota gesellte sich ein bunter Strauß Volkslieder aus den Heimatländer der beiden Musiker, Dario Portillo Navarre (Mexiko) und Stella Farina (Italien).
Die Flötistin Kathrin Christians verzaubert sonst ihr Publikum auf Bühnen in Europa, Asien und Afrika. Auch der schwedische Pianist Lars Jönsson ist weit mehr Zuhörer gewohnt als die 35 Musikbegeisterten, die sich im Wohnzimmer der Familie Graeven versammelten. Um so exklusiver und nah erlebte das Publikum als auch das Duo Christians Jönsson das Konzert. Zu Gehör bekam es selten gespielte Werke der Romantik bis hin zur Neuzeit.
Einen krönenden Abschluss fand das Festival am Sonntagabend bei Carmen und Frajo Stappen in Korschenbroich. Mit karibische Rhythmen und karibische Lebensfreude teilten sich sechs Musiker von Los Pipos aus verschiedensten Ländern mit ihrem Publikum ihre Freude nicht nur am Ausgang des Fussballspiels, sondern auch ihren Spass am Musizieren, Lachen und Leben. Ganz im Sinne des kubanischen Son, Salsa und Rumba erzählten sie auf typisch südamerikanische Art und Weise ihre Geschichten und brachten die Zuhörer mit ihrem leidenschaftlichem Gesang (Besame mucho) und eingängigen Montuno Passagen auf die Stuhlkanten und zum Tanzen.